Impuls zur Monatslosung

Die Lebenden und die Toten

Monatsspruch für März:

„Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier.“
Markus 16, 6 (Elberfelder Übersetzung)


Die Ereignisse der Osternacht sind seit jeher ein vieldiskutiertes Thema – sowohl unter Gläubigen wie Ungläubigen. Die Berichte in den Evangelien sagen sehr deutlich, dass die Jünger, aber auch die Frauen, die zum Grab gingen, damit rechneten dass Jesus nach wie vor im Grab lag.1)

Das Verkündigte nicht fassen, es nicht begreifen zu können, ist eine  verständliche Reaktion. Dass die Frauen Jesus im Grab wähnen, ist in den Evangelien durchgängig bezeugt. Und dies, obwohl Jesus ja vorab auf die Auferstehung hingewiesen hat und die Frauen dies gehört haben (Lukas 24,6).

So kann es also passieren, dass wir den Lebenden bei den Toten suchen. Kann es aber auch sein, dass manche Menschen dies sogar bewusst tun, weil sie Jesus gerne weiter im Grab sehen möchten?

Ein Beispiel finden wir im Matthäus-Evangelium beschrieben. Die Wächter, die das Grab bewachten, erstatten ihren Auftraggebern Bericht. Anstatt ihre Haltung auf Grund des Berichts der Wächter zu überdenken, täuschen sie das Volk und geben den Wächtern ein - sicher reichliches - Schweigegeld.2Es ist aber zumindest nachvollziehbar, dass diejenigen, die Jesus zuvor nicht als den verheißenen Messias erkennen wollten, es dann auch nicht mehr konnten. Eingestehen, dass wir falsch liegen, fällt uns doch auch schwer.

Was aber vollständig verwundert ist die Umdeutung, manchmal auch Negierung der Auferstehung Christi durch Menschen, die sich als Christen bezeichnen - und oft auch kirchliche Ämter oder theologische Lehrstühle innehaben. So sagte beispielsweise der evangelische Theologe Rudolf Bultmann, die Geschichten vom leeren Grab seien Legenden, und die Auferstehung wurde von ihm als ein in die Verkündigung (griech. Kerygma) hinein immer wieder neu geschehendes Ereignis uminterpretiert3) - die Frage, was denn damals im Jahre 30 geschah, wird damit an den Rand geschoben.

Im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes geht Paulus auf die Frage ein, was es bedeuten würde, wenn Jesus nicht auferstanden - also bei den Toten geblieben - wäre. Sein Fazit ist ziemlich niederschmetternd. Er zählt auf:

  • unsere Predigt ist vergeblich
  • euer Glaube ist vergeblich und nichtig
  • wir haben ein falsches Zeugnis über Gottes Handeln gegeben
  • ihr seid noch in euren Sünden
  • alle, die in Christus verstorben sind, sind verloren4)


Interessant ist, dass der Ausgangspunkt der Diskussion die Leugnung der Auferstehung aller Toten ist – also ähnlich wie bei den Sadduzäern.5Paulus macht zu Beginn deutlich, dass, wer die allgemeine Auferstehung aller Toten leugnet, auch die Auferstehung Jesu leugnet.6)

Warum aber gibt es - speziell in diesem Teil der Welt - so viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche, die Jesus lieber weiter bei den Toten gesehen hätten? Vielleicht sind wir heute näher dran an den Sadduzäern, als wir denken.

Die Sadduzäer damals waren stark unter den Priestern des Tempels vertreten. Sie waren sehr wohlhabend, gut situiert und hatten ein entspanntes Verhältnis zur römischen Besatzungsmacht. Sie waren Rationalisten und lehnten nicht nur den Glauben an Auferstehung ab, sondern auch die Unsterblichkeit der Seele, Engel und das Jüngste Gericht mit Belohnungen und Bestrafungen.7) Sie waren ganz diesseitsorientiert - denn das Diesseits hatte es ja auch gut mit ihnen gemeint.

Es ist wohl kein Zufall, dass Paulus gerade in seiner Rede vor dem Publikum der hellenistischen Gelehrten in Athen die Themen Auferstehung  und Gericht zusammenbringt:

Es ist wichtig, dass die Auferstehung Jesu auch bedeutet, dass Jesus mich nicht in Ruhe lässt, wenn ich mich hier und jetzt im Gestrüpp des Lebens verfangen habe, dass er Zukunft und Hoffnung gibt, die mehr ist als ein Symbol oder eine Metapher, und dass die Bosheit und Ungerechtigkeit, die die Welt regieren, in der Geschichte dieser Welt nicht das letzte Wort haben werden. Und so können wir aus voller Überzeugng genau wie Hiob sagen: Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt!8)

 

Quellen:
1) z.B. in Lukas 24,10-12, Johannes 20,2-9
2) Matthäus 28,11-15
3) zitiert u.a. hier: https://www.jesus.ch/information/feiertage/ostern/osterpredigt/103871-ist_jesus_tatsaechlich_auferstanden.html
4) 1. Korinther 15,14-18
5) Matthäus 22,23-32
6) 1. Korinther 15,13
7) https://www.britannica.com/topic/Sadducee
8) Hiob 19,25

/**/